Wort und Bild

Sprachwerke und Bildwerke sind als schöpferische Arbeit nicht nur Gestaltungsformen, sondern vielmehr Existenzformen des Menschen selbst, seine Ausdrucksformen, in denen Erlebtes und Erahntes sich verdichten und ausdrücken. Ausdruck heißt, unter äußerem und innerem Druck wird in einem Akt der Befreiung Einmaliges und Unwiederholbares geboren.
Wort und Bild entstehen unabhängig voneinander. Worte können Bilder nie ganz erklären und Bilder können Worte nie ganz wiedergeben. Das Bild ist nur dann ein wahres Bild, wenn es in seiner Bedeutung unerschöpflich, grenzenlos und unendlich ist und in der Erklärung nicht aufgeht, wenn es Unaussprechliches, nicht in Worte zu Fassendes ausspricht.Ein Bild muß die Möglichkeit zu verschiedenen Lesarten offen lassen und sein Geheimnis darf nicht durch verbale Festlegungen zerstört werden. Bilder können vielleicht besser und eindrücklicher als Worte an verschüttete Quellen unserer Existenz, an Verlorengegangenes rühren. Über die sinnliche Seherfahrung tun sie Wege zur Selbsterfahrung auf.
Wortzeugnisse und Bildzeugnisse sind Stückwerke schöpferischer Suche.

Benedikt Werner Traut
(Aus: "Deine Geburt - mein Licht")